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Sankt Georgen (in Ungarn) – Sankt Gotthard (Gebirgsstock)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sankt Georgen'
in Villingen nieder. –
2) S. G. im Breisgau, Dorf im bad. Kreis und Amtsbezirk Freiburg i. Br., 4 km im SW. von Freiburg, an
der Linie Heidelberg-Basel der Bad. Staatsbahnen, hat (1890) 1959 E., darunter 74 Evangelische, Postagentur; Viehzucht und Weinbau.
Sankt Georgen, ungar. Szent-György,
Stadt mit geordnetem Magistrat im ungar. Komitat Preßburg, bis 1876 königl. Freistadt, am Ostfuß der Kleinen Karpaten und an der Linie
Preßburg-Freistadtl-Leopoldstadt der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 3048 meist kath.-slowak. und deutsche E., in Garnison 1 Eskadron
des 5. Husarenregiments «Graf Radetzky», Schloßruine, kath. Untergymnasium, Piaristenkollegium; Weinbau und Kleingewerbe. In der Nähe
ein Schwefelbad.
Sankt-Georg-Kanal, 23 km breite Meeresstraße, zwischen Neupommern und Neumecklenburg im
Bismarck-Archipel, mit starker, Seglern oft gefährlicher Strömung.
Sankt Georgsarm, der südl. Mündungsarm der
Donau (s. d., Bd. 5, S. 416b).
Sankt Gilgen, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft Salzburg, am westl. Ende des Aber- oder St.
Wolfgangsees, an der Salzkammergut-Lokalbahn, ist Dampferstation und Sitz eines Bezirksgerichts
(214,06 qkm, 2920 E.), hat (1890) 522, als Gemeinde 1447 E. und ist beliebte Sommerfrische.
Sankt Goar. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat
465,25 qkm und (1890) 39055 (19018 männl., 20037 weibl.) E., 4 Städte und 70 Landgemeinden. –
2) Kreisstadt im Kreis S. G., am linken Rheinufer, gegenüber von Sankt Goarshausen, an der Linie
Köln-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz) und Dampferstation,
hat (1890) 1468 E., darunter 660 Katholiken und 27 Israeliten, Post, Telegraph, Reste der alten Befestigungen, evang. Stiftskirche, 1441
erbaut, 1842 und 1891–95 restauriert, mit Marmordenkmälern des hess. Landgrafen Philipp II. (gest. 1581) und seiner Gemahlin und andern
Sehenswürdigkeiten, kath. Kirche mit altem Steinbild des heil. Goar von Aquitanien (gest. 611), bei dessen hier 570 gegründeter Kapelle der
Ort entstand, auf dem Kirchhof die sog. Flammensäule, eine kelt. Pyramide von 1,5 m Höhe, die vom Dorfe
Pfalzfeld auf dem Hunsrück 1845 hierher gebracht wurde. Die Einwohner treiben Lotsendienst, Sohllederfabrikation, Lachsfang, Obst- und
Weinbau und Weinhandel. Die früher gefährliche Stromschnelle der Sankt Goarsbank ist durch
Sprengung beseitigt. S. G. war bis 1794 Hauptort der kurhess. Niedergrafschaft Katzenelnbogen und galt mit der Feste
Rheinfels (s. d.) für einen der wehrhaftesten Punkte am Rhein.
Sankt Goarshausen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, bat
376,19 qkm und (1890) 38175 (19005 männl., 19170 weibl.) E., 6 Städte und 58 Landgemeinden. –
2) Kreisstadt im Kreis S. G., am rechten Rheinufer, gegenüber von Sankt Goar, in 76 m Höhe, auf der
fruchtbaren Thalsohle des Rheinischen Schiefergebirges, welches mit steilen Felsabhängen den Stromlauf einengt, am Eingang zum
schönen Schweizerthal, an der Linie Frankfurt a. M.-Niederlahnstein der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Wiesbaden), hat ↔ (1890) 1506 E., darunter 472 Katholiken und 32 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath.
Kirche, evang. Kirche, 1863 von Zais im roman. Stil erbaut; Sohlledergerberei, Holzwollefabrik, Kunstschlosserei, bedeutende Kunstmühle,
Lachsfang, Weinbau. Über dem Orte die Ruine der 1343 vom Grafen Johann III. erbauten, 1470–1800 in hess. Besitz befindlichen Burg
Neukatzenelnbogen (die Katz), 1806 von den Franzosen geschleift, später erneuert. Stromaufwärts die Felsen der
Lorelei (s. d.).
Sankt Gotthard, Gebirgsstock der Lepontinischen Alpen (s. Westalpen), erhebt sich in
Gestalt eines von WSW. nach ONO. gerichteten, 32–48 km langen, 10–12 km breiten, etwa 440 qkm großen Trapezes an der Grenze der
schweiz. Kantone Wallis, Uri, Graubünden und Tessin und wird im W. vom obern Rhônethal, der Furka, dem Urserenthal, dem Oberalppaß
und dem Val Tavetsch, im O. von Val Medels und dem Lukmanier, im S. vom Thal des Tessin, im W. vom Nufenenpaß begrenzt. Er ist ein
von N. nach S. ansteigendes, 2000–2600 m hohes, steil abfallendes Massiv, am Südrande von einer Kette wilder, zackiger, teilweise
vergletscherter Felshörner eingefaßt, von der nach N. Zweigketten bis zur Rhône, der Reuß und dem Rhein auslaufen. Durch die breite
Einsattelung des St. Gotthardpasses (2114 m) wird der Gebirgsstock in zwei Teile geschieden. Der westliche ist höher und stärker
vergletschert; in ihm erheben sich auf der Wasserscheide zwischen Rhône, Reuß und Ticino der Pizzo Rotondo (3197 m), der Piz Lucendro
(2959 m) und die Fibbia (2742 m). In den nördl. Ausläufern ist das Mutthorn (3103 m) südlich von der Furka der wichtigste Gipfel; die größten
Gletscher sind der Wyttenwasser-, der Mutten- und der Gerengletscher. Der östl. Teil ist wilder, felsiger, stärker verwittert; seine bekanntesten
Gipfel sind der Monte-Prosa (2738 m) und der aussichtsreiche, vielbesuchte Pizzo Centrale (3003 m) in der Wasserscheide zwischen
Reuß und Ticino, und der Badus (2931 m) südlich von der Oberalp. Im weitern Sinne wird zur Gotthardgruppe auch die südöstlich von Val
Piora zwischen dem Blegno- und dem Livinenthal bis zur Vereinigung des Blegno mit dem Ticino hinziehende Bergreihe des Pizzo
Lucomagno (2778 m) und des Pizzo di Molare (2583 m) gerechnet, sowie das Gebirge zwischen Lukmanier und der Greina mit dem Scopi
(3200 m), Piz Medel (3203 m) und Piz Vial (3166 m). An den S. G. schließen sich bei der Furka die Berner Alpen an, von der Oberalp nach
NO. läuft der lange Zug der Glarner Alpen, von der Greina nach SO. die Adulaalpen; im S. schließen sich bei dem San Giacomopaß
(2308 m) die Tessiner Alpen an, im SW. die Simplongruppe, zu der das Ofenhorn (3242 m) und der Monte-Leone (3565 m) zu rechnen sind
und auf welche jenseit des Simplonpasses die Penninischen Alpen folgen. Die Seen sind meist seichte Tümpel, von kahlen Felsen oder
Torfmooren umgeben; die wichtigsten sind der Lucendrosee, der Sellasee und die Seen der Paßhöhe, der Tomasee, aus welchem der
Vorderrhein entspringt, am Fuße des Badus, und die Seen des Val Piora, von denen der größte, der Lago Ritom (1829 m), 1 qkm groß ist.
Der S. G. besteht größtenteils aus Gneis, Glimmer- und Dornblendeschiefer, in welche besonders im westl. Teile größere Massen von
Granit eingelagert sind. Die Schichten sind fast vertikal aufgerichtet, nach N. und S. etwas überfallend, so daß
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 281.